Noch fliegen einige Ackerhummeln und Erdhummeln, doch so langsam neigt sich die Hummelsaison dem Ende entgegen. Ich mache mir aber bereits Gedanken: Was kann ich an Hummelnahrung im nächsten Jahr noch anbieten? Denn eines ist klar: Der Hummeltisch ist noch nicht reichhaltig genug gedeckt. Und sonnenklar ist auch: Für das Pflanzen der Hummeltracht in Garten und auf dem Balkon kommt weiterhin nur torffrei gärtnern in Frage..
Für die Herbstbepflanzung, vor allem aber im Frühling, schleppen Deutschlands Hobbygärtner Blumenerde oft säckeweise nach Hause. Und leider wird oft noch torfhaltige Blumenerde gekauft. Meist aus Unwissenheit. Torf entsteht in den Mooren. Und dort gehört er auch hin. Und nicht in unsere Gärten. Dort sollte die Devise “torffrei gärtnern” heißen. Torf “wächst” sehr, sehr langsam. Nur einen Milimeter pro Jahr. Bis ein Moor einen Meter Torfschicht entwickelt hat, braucht es unglaubliche 1.000 Jahre.
Das Moor – Klimaschützer und Lebensraum für viele Spezialisten
Deutschland ist Moorland. Eigentlich. Ursprünglich bedeckten die Moore rund 4,2 Prozent der Fläche Deutschlands. 1,5 Millionen Hektar Moorlandschaft. Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Der Hochmoor-Perlmutterfalter, der Hochmoor-Bläuling und die Hochmoor-Mosaikjungfer beispielsweise können nur im Hochmoor überleben. Der Moorfrosch, das Sumpf-Blutauge oder das Fleischfarbene Knabenkraut brauchen die Niedermoore. Dies sind nur einige Beispiele für die Spezialisten in der Tier- und Pflanzenwelt, die die letzten vorhandenen Moore unbedingt für ihr Überleben brauchen.
Darüberhinaus sind die Moore immens wichtige Klimaschützer. Weil sie Kohlenstoff speichern. Und das viel effektiver als unsere Wälder. Denn in den Mooren unseres Planeten Erde ist doppelt soviel Kohlenstoff gebunden wie in allen Wäldern weltweit. Doch geschätzte 95 Prozent der natürlichen Moore in Deutschland wurden in den letzten Jahrhunderten durch den Menschen zerstört. Doch zurück zum eigentlichen Anliegen. Im Gartenbau wird Torf seit ungefähr Mitte des letzten Jahrhunderts eingesetzt.
95 Prozent der heutigen Torfproduktion in Deutschland stammt aus Niedersachsens Mooren. Jährlich werden dort etwa 7 Millionen Kubikmeter Torf auf einer Fläche von rund 26.900 Hektar abgebaut. Ein geschätztes Drittel davon verbrauchen alleine Deutschlands Hobbygärtner. Das darf nicht mehr sein. Denn Torf ist nicht endlich, in Deutschland geht der Rohstoff bereits zur Neige. Mit der Folge, dass schon große Mengen des in Deutschland verwendeten Torfs importiert werden müssen – überwiegend aus dem Baltikum. Wer Torf einsetzt, handelt klimaschädlich.
Denn es geht auch anders.Wer torffreie Alternativen nutzt, schützt das Klima. Torffrei gärtnern sollte deshalb für alle verantwortungsbewussten Mitmenschen ein Muss, sollte selbstverständlich sein. Mittlerweile werden in Gartencentern und Baumärkten vermehrt torffreie Blumenerden angeboten. Eine gute torffreie Blumenerde enthält laut NABU eine Mischung aus Kompost, Rindenhumus, Holz- und Kokosfasern. Je nach Pflanzenbedarf kann die torffreie Blumenerde vom Hobbygärtner mit Zusätzen wie Sand, Lavagranulat oder Tonmineralien ergänzt werden.
Achtung: Bio ist nicht gleich torffrei
Achten Sie also bitte bei ihrem nächsten Blumenerdeeinkauf unbedingt darauf, dass “torffrei” oder “ohne Torf” auf der Verpackung steht. Im Zweifelsfall hilft ein Blick auf die Deklaration auf der Rückseite der Verpackung. Dort sollten auf keinen Fall die Wörter “Torf” und “Hochmoortorf” auftauchen.
Auch wenn momentan die torffreien Blumenerden noch teurer sind als die torfhaltigen: Ich hoffe, dass diejenigen Hummelfreunde, die bis jetzt noch nicht torffrei gärntern, meinem Beispiel folgen werden. Die Erhaltung unserer Natur – und damit auch der Lebensräume seltener Arten – sollte uns die Mehrausgaben wert sein. Und schließlich würden Hummeln ganz bestimmt “torffrei gärtnern”.
Die fachlichen Infos dieses Artikels entstammen dem NABU-Flyer Moorschutz. Eine besonders informative Seite zum Thema torffrei gärtnern möchte ich Ihnen noch ans Herz legen. Sie wird von zwei engagierten, jungen Menschen aus Nordrhein-Westfalen betrieben. Ein Besuch lohnt sich sehr.
“Liebe Leser, wenn ihr bereits euren Garten oder Balkon ohne Torf “betreibt” oder dies vorhabt: Bitte meldet euch auf torffrei gärtnern. Dort gibt es die Plakette (siehe Beitragsbild oben) und weiterführende Materialien. Das Moor braucht viele Unterstützer. Vielen Dank.
Artikelfotos: ©Petra Steinsiek, Beitragsbild mit freundlicher Genehmigung von www.torffrei.jimdo.de – modifiziert von Petra Steinsiek
Vielen Dank an Petra für den schönen Beitrag.
“Wenn auch Sie Interesse am Torffreien Gärtnern haben, würden wir uns sehr über einen Besuch auf der Website unserer Aktion freuen. Wenn Sie in ihrem Garten keinen Torf (mehr) verwenden, können Sie sich gerne für unsere kostenlose Plakette melden.”
Ich wünsche euch, dass ganz, ganz viele Mitmenschen bei eurer tollen und wichtigen Aktion mitmachen.
Viele Grüße
Petra